Eine präzise Gegneranalyse im Profifußball unterstützt die Spielvorbereitung maßgeblich. Die umfangreiche und möglichst exakte Erfassung aller spielrelevanten Faktoren, Bedingungen und Erwartungen an die gegnerische Mannschaft ist absolut hilfreich. Ziel ist die wettbewerbsnahe Abbildung des Gegners (Team und Einzelspieler) in den vier Spielphasen und bei den Standards.
Die wichtigsten Beiträge dieser Kategorie
Bevor es los geht geben wir dir hier nochmal einen Überblick, welche Beiträge zum Thema „Analyse“ dich auf unserer Seite erwarten:
- Spielanalyse im Fußbal
- Gegneranalyse im Profifußball
- Gegneranalyse im Amateurfußball
- Einzelspieleranalyse im Fußball
- Den Matchplan erstelle
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im folgenden Beitrag auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. 🙂
Der Schlüssel zum Spiel: Wie moderner Fußball funktioniert
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Was eine Viererkette ist, weiß heute jedes Kind. Aber was macht eigentlich eine «falsche Neun» oder eine «abkippende Sechs»? Wie schafft es eine Mannschaft, kompakt zu stehen, mit welchen Mitteln erzeugt sie Dynamik, und was ist unter «Pass und Klatsch» zu verstehen? Anhand des 4-Phasen-Modells – eigener und gegnerischer Ballbesitz, offensives und defensives Umschaltspiel – erläutert Tobias Escher alle relevanten Details zu jeder Spielsituation und jeder taktischen Herausforderung. Anschauliche Beispiele aus dem Profifußball verdeutlichen die Schachzüge und Kniffe bekannter Mannschaften und Trainer. Unterhaltsam und fachkundig ermöglicht dieses Buch ambitionierten Spielern und Trainern ebenso wie allen Hobby-Klopps, ein Fußballspiel mit anderen Augen zu sehen und wirklich zu verstehen, was auf dem Platz passiert. |
Überblick zum heutigen Artikel „Gegneranalyse im Profifußball“:
- Die Gegneranalyse im Profifußball
- Ebenen der Analyse
- Schritt 1: Die ungekürzte Gegneranalyse im Profifußball
- Schritt 2: Die Weiterführende Gegneranalyse im Profifußball
- Schritt 3: Die Finale Gegneranalyse im Profifußball
- Wenn-Dann-Strategie im Fußball
- Der Prematchplan steht – Was nun?!
Die Gegneranalyse im Profifußball
Was fließt mit in die Gegneranalyse im Fußball ein? Je nach Alter, Ligazugehörigkeit und Professionalisierungsgrad stehen einem Club unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Wir beziehen uns in diesem Beitrag auf den professionellen Fußball, bei dem zumeist ein großes Trainerteam, samt spezialisiertem Staff zusammenarbeitet und eine Menge an Ressourcen nutzen kann.
Klar ist, dass die Abläufe bei der Gegneranalyse im Profifußball nicht einheitlich sind. Je nach Budget des Vereins und Vorliebe des Trainers, bzw. Trainerteams kann dies variieren. Mit dem folgenden Beitrag soll lediglich aufgezeigt werden, wie so ein Analysevorgang in etwa aussehen kann, ohne Anspruch darauf zu erheben, dass dies der einzige oder auch beste Weg ist.
Teilbereiche der professionellen Gegneranalyse
Die Gegneranalyse kann in vier Arbeitsbereiche eingeteilt werden. In jedem Teilbereich sollte man sich ein individuelles Bild der beobachteten Mannschaft, bzw. derer Einzelspieler verschaffen. Es ist wichtig, dass bei dieser Informationssammlung zunächst noch keine Schlussfolgerungen vom einen Bereich zum anderen vollzogen werden. Jede Teilanalyse dient hierbei der exakten Darstellung spielrelevanter objektiver – nicht interpretierter – Informationen:
- Videosichtung /-analyse – Betrachtung mehrerer Spiele mit optimalem Blickwinkel und Bildqualität
- Livesichtung – Spielbeobachtung vor Ort, zur Wahrnehmung diverser Emotionen (Verhalten auf und neben dem Platz), der Athmosphäre (Stadion/Spielstätte), tote Winkel (Dinge die von der Kamera nicht aufgezeichnet werden), Warmup, Verhalten auf dem Weg in die Kabine, etc.
- Datenanalyse (Positions- und Eventdaten, sofern verfügbar)
- Sportwissenschaftliche Analyse (zumeist subjektive Einschätzung der physischen Form, einzelner Spieler. Teilbereiche, wie maximale Sprintgeschwindigkeit stehen ggf. zur Verfügung)
Erst im Anschluss werden aus den verschiedenen Arbeitsbereichen ein gemeinsamer, ganzheitlicher Gegnerbericht erstellt. Auf Topniveau arbeitet nicht nur ein einziger (Co-)Trainer oder Spielanalyst an der Gegneranalyse. Es kann z.B. einen oder mehrere Gegneranalysten geben, die ausschließlich das Videomaterial auswerten. Zusätzlich können Scouts die Livesichtung übernehmen. Ein Datenanalyst kann sich um die Datenanalyse zum kommenden Gegner kümmern und auch sportwissenschaftlichen Kenntnisse mit einfließen lassen.
Um den einzelnen Arbeitsbereichen die Zusammenarbeit zu erleichtern sollte man einen Leitfaden erstellen. Dieser sollte das Vorgehen der interdisziplinären Zusammenarbeit inhaltlich und methodisch fixieren. Der Leitfaden sollte Informationen zu drei Teilschritten beinhalten:
- Ungekürzte Analyse
- Weiterführende Analyse
- Finale Gegneranalyse
Jeder Teilschritt hat dabei das Ziel, die Informationen auf spezifische Merkmale und Faktoren herunterzubrechen. Am Ende soll dabei die fertige Gegneranalyse stehen. Sie ist wie ein Prematchplan zu sehen. Hierin befinden sich dann, bereits vom Gegner abgeleitete, taktische Vorgehensoptionen. Der Prematchplan sollte mit den Wertevorstellungen und der Spielphilosophie des Trainers, bzw. Teams konform gehen. Das Resultat sollte auf keinen Fall dazu verleiten, dass man sämtliche Abläufe, wie eingeübte Spielprinzipien komplett über den Haufen wirft. Im Anschluss wird dieser Prematchplan – meist vom Chefanalysten oder Co-Trainer Spielanalyse – dem Trainerstab vorgestellt und dient als Grundlage für den Match- und Trainingsplan.
Ebenen der Analyse
Im Folgenden werden die drei Teilschritte der Analyse genauer vorgestellt. Auch hier bleibt vorab festzuhalten: Es ist nur ein möglicher Weg, wie die Gegneranalyse ablaufen kann. Dieser hat sich jedoch bewährt.
Im ersten Schritt trägt man sämtliche Informationen zusammen und kategorisiert diese in einem vorab erstellten Raster. In der zweiten Phase geht es darum, die Informationen zu kürzen und die entscheidenden Faktoren herauszuarbeiten. Als letztes werden diese Infos zusammengefasst und in Relation mit dem eigenen Team gebracht. Das Ziel des letzten Schrittes ist eine oder mehrere mögliche Antworten auf den Gegner zu finden.
Schritt 1: Die ungekürzte Gegneranalyse im Profifußball
Alle relevanten Infos sollten direkt in eine Art Katalog hinterlegt werden. Es macht dabei durchaus Sinn, dass man die Spielphasen als übergeordneten Anhaltspunkt nimmt:
- Umschalten nach Ballgewinn (Gegner ungeordnet)
- In eigenem Ballbesitz (Gegner geordnet)
- Umschalten nach Ballverlust (eigenes Team ungeordnet)
- Gegner in Ballbesitz (eigenes Team geordnet)
- Standards
Weitere Unterteilungen sollten folgen, da ansonsten z.B. der eigene Abstoß im gleichen Katalog wie ein Torabschluss landet.
Umschalten nach Ballgewinn
- Konter – Sofortiges Spiel in die Tiefe
- Ballbesitz – Quer- oder Rückpass mit Ziel der geordneten Ballzirkulation
In eigenem Ballbesitz
- Spieleröffnung
- Spielaufbau
- Übergangsspiel
- Herausspielen von Tor- und Torchancen
- Tore und Torchancen
Umschalten nach Ballverlust
- Druck – Versuch der sofortigen Rückgewinnung des Balles
- Kein Druck – Fallen lassen
Gegner in Ballbesitz
- Erste Pressinglinie – Anlaufen eigenen Offensivspieler
- Zweite Pressinglinie – Verteidigung beim gegnerischen Übergangsspiel
- Verteidigen – Defensivverhalten in der letzten Linie
- Gegnerische Tore und Torchancen
Standards
Standards Offensiv
- Ecken
- Freistöße aus dem Halbfeld
- Freistöße im finalen Drittel
- Einwürfe bis Halbfeld
- Einwürfe im finalen Drittel
Standards Defensiv
- Ecken
- Gegnerische Freistöße aus dem eigenen Halbfeld
- Gegnerische Freistöße im ersten Drittel
- Gegnerische Einwürfe bis eigenes Halbfeld
- Gegnerische Einwürfe im eigenen Drittel
Trotz der Unterteilung dürfen natürlich auch übergeordnete Informationen, bzw. Kategorien, nicht fehlen. Hierzu zählen allgemeine, schon fast banal wirkende Infos, wie z.B. die übergeordnete Grundformation. Es gehören aber auch komplexe Metriken (meist aus dem Bereich der Datenanalyse) dazu, die sich nicht eindeutig in Kategorien der Spielphasen einordnen lassen (z.B. Packing, Raumkontrolle, xPass, xG, xGa, Zonal Pressure, etc.). Auch Einzelspieler des Gegners sollten im Detail durchleuchtet werden. Es ist wichtig über die Stärken und Schwächen der Spieler Bescheid zu wissen. Doch auch sie lassen sich nicht in die oben genannten Kategorien einteilen.
Wer die Kapazitäten, oder schlichtweg einen anderen Fokus hat, der kann sämtliche Unterkategorien nochmals im zeitlichen Verlauf unterteilen. Man könnte hier von Sub-Sub-Kategorien sprechen:
Kategorisierung nach Zeitverlauf
- 1. – 15.min
- 16. – 30.min
- 31. – 45.+min
- 45. – 60.min
- 61. – 75.min
- 76. – 90+min
Sollte der Staff eines Teams etwas kleiner sein, so muss abgewogen werden, wie viele Sub- und Sub-Sub-Kategorien man erstellt. Erfahrungsgemäß bringt dieses Raster jedoch einen sehr guten Überblick und vereinfacht die nachfolgende Arbeit. Eine andere Möglichkeit der Arbeitserleichterung ist die Reduzierung der zu analysierenden Spiele. Statt der letzten fünf analysiert man beispielsweise nur die letzten drei Spiele.
Wenn man weiß, dass der eigene Cheftrainer seine Mannschaft immer in der gleichen Grundformation, mit ähnlichen Stilmitteln spielen lässt, so kann man die Spielauswahl zur Gegneranalyse auch anders gestalten. Angenommen: Wir spielen immer in einem 4-2-3-1, sind ballbesitzorientiert und laufen den Gegner hoch an. Dann sind Analysen zu Spielen des Gegners, bei denen sie gegen Teams mit vergleichbarer Taktik gespielt haben, natürlich umso interessanter. Die Standards kann man bei diesem Vorgehen außen vor lassen. Die übergeordneten Infos der vergangenen drei bis fünf Spiele bleiben insofern weiter interessant, da sie Aktualität versprechen.
Schritt 2: Die Weiterführende Gegneranalyse im Profifußball
Wir haben nun eine riesen Menge kategorisierter, nicht interpretierter Daten aus allen vier Teilbereichen der professionellen Gegneranalyse. Nun werden die Daten der Teilbereiche auf das Wesentliche reduziert und zusammengeführt. Am Ende dieses Schrittes sollen spezifische Handlungsanweisungen (am besten eindeutig) ableitbar sein.
Ein Beispiel:
- Bei der Livesichtung fällt auf, dass der Linksverteidiger des kommenden Gegners ein äußerst disziplinierter Spieler ist, der sich, wann immer möglich in die Offensive einschaltet. Gefühlt laufen die Großzahl aller Angriffe über seine Seite. Kurz vor der Halbzeit und vor allem zum Ende des Spiels wirkt der Spieler müde. Er atmet sichtlich schwer, hat manchmal die Hände in er Hüfte. Trotz seines hohen Aufwandes kommt er nun oftmals zu spät, macht einige Fehler mit und gegen den Ball. Ganz unabhängig davon scheint er nicht der schnellste Spieler zu sein.
- Der Videoanalyst hat – ohne davor mit dem Scout gesprochen zu haben – einen ähnlichen Eindruck. Eine Großzahl aller Angriffe des kommenden Gegners scheinen über die linke Seite herausgespielt zu werden. Gegen den Ball ist es aber ein ähnliches Bild. Die meisten Torchancen und Gegentore werden über die Seite dieses linken Verteidigers kreiert. Gerade nach Ballverlust / Umschaltaktionen scheint dieser LV oft zu hoch und breit zu stehen und kommt nicht mehr rechtzeitig in Position.
- Die Sportwissenschaftliche Analyse zeigt auf, dass die Maximalgeschwindigkeit des LV vergleichsweise niedrig ist. Er scheint aber eine gute Fußballfitness zu haben, denn er hat enorm hohe Werte im Bereich der zurückgelegten Gesamtdistanz und der hochintensiven Meter (Geschwindigkeit >19,8 km/h).
- Der Datenanalyst fand anhand der verfügbaren Daten heraus, dass tatsächlich eine Großzahl aller Gegentore und Chancen über die Seite dieses LVs entstanden. Vor allem im Zeitraum 75. – 90.+min ist dieses Team hier sehr anfällig. Dabei sind die Noten / Bewertungen des Linksverteidigers sehr gut. Das ist wohl auf den hohen Laufaufwand, die Anzahl an Ballaktionen und vielen selbst kreierten Chancen zurück zu führen. Dieser LV hat immerhin mit die meisten Assists auf seiner Position (die Interpretation der Benotung geht im 1. Schritt NICHT mit in die Gegneranalyse ein).
Die im 1. Schritt hervorgebrachten Ergebnisse der vier Teilbereiche der professionellen Gegneranalyse wurden nun spezifisch gefiltert und zusammengebracht. Eine abgeleitete Interpretation der gewonnenen Erkenntnisse auf die eigene Spielstrategie folgt als nächstes.
Schritt 3: Die Finale Gegneranalyse im Profifußball
Wie könnte der letzte Schritt nun aussehen? Im Folgenden leiten wir einen Teil des Prematchplanes ab, den wir aus den Erkenntnissen unseres fiktiven Beispiels gewonnen haben. Jedem Leser sollte dabei klar sein, dass diese vereinfachte Darstellung bei weitem keine vollständige Gegneranalyse darstellt. Sie soll lediglich dem Verständnis dienen.
Mögliche Ableitungen aus unserem Beispiel:
- Der Linksverteidiger des kommenden Gegners ist fit, nicht gesperrt, hat in den letzten Spielen gute Benotungen erhalten und einige Assists gesammelt. Wir gehen daher davon aus, dass er im kommenden Spiel spielen wird.
- Da sich der LV oft – und manchmal auch zu früh – in die Offensive einschaltet und nicht der schnellste Sprinter ist, kommt er nach Ballverlust oft zu spät auf Position. Wir schlagen vor, nach Ballgewinn einen Fokus darauf zu legen und durch schnelle Konter hinter die Kette, zwischen Links- und Innenverteidiger des Gegners, zu kommen.
- Ein Abgleich der Daten (Gegentore gehäuft ab der 75.min) mit dem Videomaterial (Gegentore in diesem Zeitraum oftmals auch trotz geordneter Positionierung) zeigt, dass der LV zum Spielende einfach nicht mehr hinterher kommt. Wir schlagen also vor, dass wir – gerade zum Ende des Spiels – immer wieder lange Bälle auf unsere, im rechten Halbraum oder auf der Außenbahn befindlichen, tieflaufenden Spieler (6er, 10er, RM) einstreuen. Gerade, weil das nicht mit unserem ursprünglich gelebten kontrollierten Ballbesitzfußball übereinstimmt, können derartige Flugbälle überraschend für den Gegner kommen. Was noch dazu kommt: unser RM ist einer der schnellsten Spieler der Liga und hat somit starke Geschwindigkeitsvorteile.
- Wir gehen noch einen Schritt weiter – und zwar im Spiel gegen den Ball. Ganz bewusst wollen wir, dass es zu Situationen kommt, bei denen wir über unsere rechte Seite kontern können. Am effektivsten wird das sein, wenn der gegnerische LV in Ballerwartung bereits (zu früh) hoch und breit steht. Der Rest des gegnerischen Teams, vor allem der linke IV soll jedoch einen großen Abstand zum LV haben, um die Schnittstelle bei Kontern zu vergrößern. Wir schlagen daher vor, dass wir den Spielaufbau des Gegners, mit unserer 1. Pressinglinie auf unsere linke Seite lenken. Wir wollen den Ball auf Links gewinnen. Dann geht es (1.) direkt per diagonalem Flugball auf unseren tieflaufenden RM, oder (2.) nach einem Querpass auf unseren 6er/10er, flach in die Tiefe auf unseren RM. Dabei müssen wir äußerst gut getimt und aggressiv anlaufen. Sollte beispielsweise der gegnerische rechte Innenverteidiger einen gezielten diagonalen Flugball schlagen können, wird die Strategie zum Nachteil. Denn dann kommt die Offensivstärke des gegnerischen LV zur Geltung. Wichtig ist daher, dass wir unser gewohntes anspruchsvolles Offensivpressing durchziehen.
Dank des sehr vereinfachten Beispiels konnten wir nun schon einige Handlungsoptionen für das kommende Spiel ableiten. Wir haben Ideen zu Teilen unseres geordneten Defensivverhaltens, das Umschalten nach Ballgewinn, sowie Teile des eigenen Ballbesitzes ab der 75.min entworfen. Das ist schon sehr viel, wenn natürlich auch noch nicht vollständig.
Wenn-Dann-Strategie im Fußball
Viele Trainer arbeiten mit Wenn-Dann-Strategien. Sie geben ihren Spielern eine Art „2. Option“ an die Hand. Zum Verständnis: „Wenn der Gegner auf Grundformation XY umstellt, dann machen wir Folgendes: …“. Andere Trainer geben derlei Gedanken nicht direkt an ihre Spieler weiter, um sie nicht zu verunsichern. Sie haben solche Strategien jedoch stets im Kopf, um auf diverse Eventualitäten schnellst möglich reagieren zu können.
Für unsere oben erstellten Handlungsableitungen sollte beispielsweise auf jeden Fall eine Wenn-Dann-Strategie entworfen werden. Und zwar sollte sie auf der Frage beruhen, wie sich der Plan ändert, wenn der im Fokus stehende LV gar nicht spielt. Vielleicht wird er eins zu eins ersetzt. Möglicherweise spielt der Gegner diesmal aber auch mit einer Dreierkette. Ganz egal! Wichtig ist nur, dass man sich im Trainer- und Analyseteam vorab im Klaren darüber ist, wie die Wenn-Dann-Strategie(n) denn aussehen werden. Die Spieler müssen diese Antwortreaktionen – am besten sofort – initiieren können. Dafür muss eine Wenn-Dann-Strategie entweder sehr einfach, oder bereits bekannt sein. Man darf nicht vergessen, dass man während des Spiels nur geringen Einfluss auf die Spieler hat. Ein einfaches Kommando, eine Armbewegung oder ein Schrei muss reichen, um den Stein ins rollen zu bringen.
Der Prematchplan steht – Was nun?!
Die Gegneranalyse im Profifußball ist ein umfangreicher Prozess. Vor allem endet er nicht mit der fertigen Analyse, oder den Ableitungen für einen Prematchplan. Dieser muss nun nämlich dem Trainerteam übermittelt werden. Hier wird dann entschieden, wie man am Wochenende letztendlich auftreten will. Der exakte Matchplan wird finalisiert. Doch selbst, wenn für das Spiel nun alles klar ist und jeder im Staff Bescheid weiß; der Plan muss an das Team weitergegeben werden. Und zwar so, dass es einfach zu verstehen ist und von jedem Spieler akzeptiert wird. Doch selbst hier endet der Prozess nicht, denn auf Basis des Matchplanes werden einige Inhalte des Trainingsalltags angepasst. Neben diversen Besprechungen und (Video-)Analysen gilt es passende Trainingsformen abzuleiten und sinnvoll in der Trainingsplanung zu berücksichtigen. In unserem fiktiven Beispiel könnten das Übungen zum offensiven Umschalten mit diagonal gerichtetem Konter sein. Auch Spielformen mit einem Schwerpunkt gegen den Ball (nach links lenken und intensiv pressen, auf bestimmte Auslöser / Spieler) könnten Ziel einer Trainingseinheit sein. Wichtig ist, dass die Übungsauswahl zu den gewünschten Schwerpunkten mit der Belastungssteuerung konform gehen. Wenn z.B. dem maximalintensiven Anlaufen, über größere Distanzen, zu viel Trainingszeit gewidmet wird, könnte dies zu erhöhter Müdigkeit bei Spielern führen, die derlei Trainingsinhalte nicht gewohnt sind. Es gilt also das richtige Maß in der Trainingsplanung zur Spielvorbereitung zu finden.
Kompetenzprofile von Spitzentrainern im Fußball |
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Thomas Tuchel, Jürgen Klopp, Hansi Flick und Julian Nagelsmann gehören zu den bekanntesten und erfolgreichsten Trainern Europas dieser Zeit. Sie stehen für „Trainerqualität made in Germany“ und verkörpern die neue Trainergeneration, die sich steigenden Erwartungen und Anforderungen stellen muss. Unterschiedliche Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Traineraufgaben vielfältiger und komplexer geworden sind. Cheftrainer im Profifußball sind mehr als nur Anweiser auf dem Platz. Sie sind auch außerhalb des Spielfeldes gefordert, um mit dem gesamten Team gesetzte Ziele zu erreichen. Die vorliegende Arbeit stellt den Cheftrainer im Profifußball in den Fokus und erfasst empirisch über welche Kompetenzen Spitzentrainer im Fußball verfügen sollten und wie ein Kompetenzmodell für diese Trainer aussehen kann. Aus den Ergebnissen lassen sich anwendbare und praxisnahe Handlungen ableiten. Die Stichprobe setzt sich aus Trainern und Sportdirektoren der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga zusammen. |
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