Die Handlungsschnelligkeit ist im Fußball zum A und O geworden. Wer in diesem Bereich gut ist kann es nach ganz oben schaffen. Gerade unter starkem Zeit-, Raum oder Gegnerdruck ist es essentiell schnell die richtige Entscheidung zu treffen und umzusetzen. In diesem Beitrag erfährst du was genau die Handlungsschnelligkeit ist und wie sie sich letztendlich für jeden verbessern lässt.
Technik und Koordination
Bevor es los geht geben wir dir hier nochmal einen Überblick, welche Beiträge zum Thema „Technik und Koordination“ dich auf unserer Seite erwarten:
- Koordinationstraining – Fähigkeiten & Methoden
- Handlungsschnelligkeit im Fußball verbessern
- Techniktraining – So gelingt’s
- Wie sich Technik- & Koordinationstraining miteinander verbinden lassen
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im folgenden Beitrag auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. 🙂
Spielintelligenz im Fußball: kindgemäß trainieren
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Spielintelligenz im Fußball – kindgemäß trainieren zeigt eindrucksvoll, wie das komplizierte Fußballspiel mit einem altersgerechten und spielorientierten Training in vier verschiedenen Entwicklungsstufen und einem neuen Wettspielmenü, das auch die Spielintelligenz Schritt für Schritt fördert, perfekt an die geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen angepasst werden kann. In Horst Weins international anerkanntem Fußballentwicklungsmodell geht das motorische Lernen Hand in Hand mit dem kognitiven Lernen. Jeder Spieler lernt, das Spiel ab dem Alter von 8 Jahren richtig zu „lesen“, dank der Bedeutung, die der Autor der Wahrnehmungsfähigkeit und der Entscheidungsfindung in allen seinen altersspezifischen Programmen einräumt. Anstatt zu instruieren, wird hier stimuliert und anstatt Lösungen zu geben, werden die Trainer dazu animiert, Probleme zu präsentieren. Dieses reich illustrierte Handbuch ist bereits ein Bestseller in englischer und in spanischer Sprache. |
Überblick zum heutigen Artikel „Handlungsschnelligkeit im Fußball verbessern“:
- Was ist Handlungsschnelligkeit?
- Die Elemente der Handlungsschnelligkeit
- Wahrnehmungsschnelligkeit
- Antizipationsschnelligkeit
- Entscheidungsschnelligkeit
- Reaktionsschnelligkeit
- Zyklische und Azyklische Bewegungsschnelligkeit
- Aktionsschnelligkeit
- Ausdauer
- Wie sich die Handlungsschnelligkeit trainieren lässt
- Zeit und Engagement als limitierende Faktoren
- Take-Home-Message: Was beim Training der Handlungsschnelligkeit noch berücksichtigt werden sollte
Was ist Handlungsschnelligkeit?
Die Handlungsschnelligkeit im Fußball ist eine komplexe fußballspezifische Schnelligkeitsform. Sie beinhaltet psychische (kognitive) und physische (motorische) Komponenten. Durch sie wird die Schnelligkeit der ablaufenden Prozesse bei technisch-taktischen Spielhandlungen gesteuert (Vgl. Weineck 2012). Eine Verbesserung der Handlungsschnelligkeit führt also dazu, dass der Spieler in diversen Spielsituationen schneller wahrnehmen, entscheiden und handeln kann.
Motorische Komponenten der Handlungsschnelligkeit
Es gibt zwei übergeordnete motorische Komponenten. Dazu gehören die koordinativen und die konditionellen Anteile. Die koordinativen Anteile beruhen auf der intra- und intermuskulären Koordination und äußern sich unter anderem in der Lauf-, Sprung-, Abbrems- und Schusstechnik. Die konditionellen Anteile sind muskuläre und energetische Faktoren. Diese äußern sich wiederum in Antrittsschnelligkeit, Sprungkraft und Schlagtechnik.
Ohne noch weiter in die Tiefe der Sportwissenschaften abzutauchen können wir bereits grob festhalten: Die Handlungsschnelligkeit ist von der Technik (mit und ohne Ball), sowie von den schnellkräftigen Fähigkeiten abhängig.
Kognitive Komponenten der Handlungsschnelligkeit
Hier wird es ein wenig kompliziert. Die kognitive Schnelligkeit beruht auf Prozessen der Informationsaufnahme und -verarbeitung. Darunter sind die im Körper ablaufenden Vorgänge, sobald die Sinnesorgane einen Reiz aufgenommen haben, zu verstehen. Von der afferenten (Nerven-)Leitgeschwindigkeit (sensorische Informationsaufnahme), über den neuronalen Verarbeitungsprozess im zentralen Nervensystem und der efferenten Rückkopplung bis zur motorischen Antwort. Das einzige was man sich als Trainer oder Spieler davon merken muss ist, dass es auch eine Art Schnelligkeit „im Körper selbst“ gibt.
Reaktionen auf äußere Informationen finden aufgrund Wahrnehmung, Antizipation und Entscheidung statt. Mit diesen drei Begriffen kann nun auch der Spieler/Trainer wieder etwas anfangen. Das sind die Stellschrauben, an denen man drehen kann, um die kognitive Schnelligkeit zu verbessern.
Die Elemente der Handlungsschnelligkeit
Wir übersetzen die oben gewonnenen Erkenntnisse in eindeutige Fähigkeiten:
- Wahrnehmungsschnelligkeit
- Antizipationsschnelligkeit
- Entscheidungsfähigkeit
- Reaktionsschnelligkeit
- Zyklische und Azyklische Bewegungsschnelligkeit
- Aktionsschnelligkeit
Die optimale Entwicklung aller Teilkomponenten mündet letztlich in dieser, für den Fußballer entscheidenden, Fähigkeit.
Wahrnehmungsschnelligkeit
Auf das Gehirn eines Menschen prasseln ungefähr 11 Millionen Sinneseindrücke pro Sekunde ein. Nur ca. 40-50 davon kann er bewusst wahrnehmen. Die Wahrnehmungsschnelligkeit ist die Fähigkeit, Spielsituationen und Änderungen in möglichst kurzer Zeit wahrzunehmen. Es geht also darum, dass ein Spieler zum einen die Anzahl bewusst wahrgenommener Informationen erhöht. Allen voran verbessert sich durch eine gute Wahrnehmungsschnelligkeit aber die Auswahl der bewusst wahrgenommenen Informationen. Somit ist die Wahrnehmungsschnelligkeit durch „Gehirnjogging/Brain-Tuning“ und Erfahrung zu optimieren.
Antizipationsschnelligkeit
Die Antizipationsschnelligkeit beruht ebenfalls auf der Erfahrung eines Fußballers. Im Vergleich zur Wahrnehmungsschnelligkeit geht es jedoch nicht darum, eine existierende Situationen zu erkennen, sondern diese weitergehend zu interpretieren. Es geht um die geistige Vorwegnahme der weiteren Spielentwicklung.
Entscheidungsschnelligkeit
Nachdem Informationen vom Fußballer aufgenommen und interpretiert wurden geht es nun darum sich zu entscheiden. Die Entscheidungsschnelligkeit ist also die Fähigkeit, sich in kürzester Zeit für eine potentielle Handlung zu entscheiden. Dabei geht es erstmal gar nicht darum, ob die Entscheidung die richtige ist. Es geht ausschließlich um die möglichst kurze Zeitspanne bis zur Entscheidung. Auch diese Fähigkeit wird durch die Erfahrung gestützt. Wurde eine Situation vom Spieler so, oder so ähnlich…
- noch nie durchlebt, so wird seine Entscheidung womöglich sehr lange dauern.
- bereits mehrfach erlebt, entschied sich für unterschiedliche Handlungen und war mit allen mal mehr und mal weniger erfolgreich, dann wird seine Entscheidung wahrscheinlich ebenfalls etwas länger dauern.
- bereits mehrfach erlebt, entschied sich für unterschiedliche Handlungen und weiß genau, welche zum Erfolg, bzw. Misserfolg geführt haben, dann wird seine Entscheidung schnell fallen.
Wenn man sich das vor Augen führt, dann wird auch klar, weshalb ein entsprechendes Coaching vom Trainer, oder die Eigenreflexion durch den Spieler, sehr wertvoll für die Entscheidungsschnelligkeit sein kann.
Reaktionsschnelligkeit
Ist die schnelle Reaktion auf eine nicht vorhersehbare Entwicklung des Spiels. Wir haben sie bereits in unserem letzten Beitrag „Koordinationstraining – Fähigkeiten & Methoden“ beschrieben. Auf ein Signal – das kann akustisch, taktil, aber eben auch optisch sein – muss zum zweckmäßigsten Zeitpunkt mit einer aufgabenadäquaten Geschwindigkeit (meist maximal schnell) reagiert werden. Im Fußball nimmt dabei die komplexe Form der Reaktionsfähigkeit eine überragende Rolle ein. Auf Basis eines unbekannten Signals muss unterschiedlich reagiert werden. Wichtig zu wissen: Es gibt dabei kaum einen Übertrag zur Einfachreaktion. Was bedeutet das? Dein Spieler kann auf ein „Hop-Signal“ schnell mit einem Sprint in eine vorgegebene Richtung reagieren. Seine komplexe Reaktionsschnelligkeit in einer Spielsituation ist womöglich trotzdem schlecht. Das zeigt uns, dass die Art und Weise wie die Reaktionsfähigkeit trainiert werden sollte entscheidend ist. Verschiedene Arten von Signale mit verschiedenen Handlungsaufgaben (Auswahlreaktionen) verknüpfen – das ist die Lösung. Die Reaktionsschnelligkeit von Fußballern sollte also spielspezifisch und variantenreich trainiert werden.
Zyklische und azyklische Bewegungsschnelligkeit
Zur Schnelligkeit haben wir eine ganz eigene Rubrik. Um detailliertes Wissen zu dieses Leistungsfähigkeit zu erhalten, schaust du dich dort am besten einfach mal um.
Nun zur (a)zyklischen Bewegungsschnelligkeit: Zyklisch bedeutet wiederkehrend. Das sind also gleichbleibende Bewegungen. Entsprechend gilt der lineare Sprint als Paradebeispiel. Permanent arbeiten die Arme und Beine abwechselnd alternierend, in höchstmöglichem Tempo. Anhaltspunkte sind die Schrittlänge und die Schrittfrequenz. Ebenso spielen natürlich die Faktoren Kraft und Genetik mit ein. Die Azyklische Bewegungsschnelligkeit ist die größtmögliche Schnelligkeit bei ungleichmäßigem Bewegungsmuster. Hierzu gehören z.B. ungleichmäßige Bogen- oder Zick-Zack-Läufe, genauso wie maximal schnelles Abstoppen und Richtungswechsel. Das Dribbling hingegen gehört nicht dazu. Bei der azyklischen Bewegungsschnelligkeit wird man nicht durch äußere Umstände, wie einen Ball, „gehemmt“.
Aktionsschnelligkeit
Das Dribbling würde in die Kategorie der Aktionsschnelligkeit fallen. Sie kann als eine fußball-, bzw. sportartspezifische Schnelligkeitsfähigkeit verstanden werden. Die Aktionsschnelligkeit ist die maximal schnelle Ausführung spielspezifischer Handlungen mit Ball, unter Gegner-, Zeit- und/oder Raumdruck. Hier spielen die oben genannten technisch-koordinativen Komponenten der Handlungsschnelligkeit eine entscheidende Rolle. Wichtig: Die Handlungsschnelligkeit kann auch ohne Ball stattfinden, sodass die Aktionsschnelligkeit nicht immer Teil der Handlungsschnelligkeit sein muss. Darauf gehen wir weiter unten im Beitrag noch genauer ein.
Ausdauer
Ausdauer und (Handlungs-)Schnelligkeit?! Du hast recht. Das passt nicht zu 100% zusammen. Die Ausdauer ist im ersten Moment nicht entscheidend dafür wie schnell ein Spieler eine Aktion ausführen kann. Im Laufe des Spiels nimmt sie in Form der Fußballfitness aber einen immer größeren Stellenwert wert ein. So wie es eine Sprintausdauer gibt, so gibt es auch eine „Handlungsschnelligkeitsausdauer“. Nicht umsonst heißt es schon seit jeher: Ohne Kondition keine Konzentration. Nicht nur die motorischen, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten leiden unter der Ermüdung und werden somit Stück für Stück langsamer. Eine gute Fußballfitness hilft also nicht dabei die Handlungsschnelligkeit zu verbessern, sondern sie so lange wie möglich auf einem konstant guten Niveau zu halten.
Wie sich die Handlungsschnelligkeit trainieren lässt
Es zeigt sich bereits, dass die Handlungsschnelligkeit aus einer Vielzahl verschiedener Einzelfähigkeiten bildet wird. Entsprechend gibt es auch keinen perfekten Weg, um sie zu trainieren. Wir zeigen dir drei mögliche methodische Ansätze.
Induktiver Ansatz
Es gibt mittlerweile viele Spezialtrainer im Fußball. Viele von ihnen könnten dazu beitragen, dass sich das Potential der Handlungsschnelligkeit eines Spielers verbessert. So könnte der Athletiktrainer schlicht und ergreifend an der Maximalkraft und den schnellkräftigen Fähigkeiten eines Fußballers arbeiten. Wenn der Spieler in den genannten Bereichen besser würde, dann hätte er natürlich auch das Potential dazu seine Handlungsschnelligkeit zu optimieren. Ebenso ist es, wenn ein Spezialtrainer die Wahrnehmungsfähigkeit durch Brain-Tuning verbessert. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das sogenannte Life-Kinetik, wodurch das Gehirn leistungsfähiger werden soll. Ggf. verbessert der Fußballer seine bewusste Aufnahmekapazität und lernt durch neu gebildete Synapsen schneller verschiedene Anforderungen „auf einmal“ zu bewältigen. Ein weiteres Beispiel wäre das Training mit Augenklappen, wobei das Gehirn lernen soll, auch die Informationsaufnahme des nicht-dominanten Auges zu optimieren. Es gibt viele Teilbereiche, an denen man arbeiten kann. Das erwähnten wir bereits weiter oben. Wichtig zu verstehen ist, dass beim induktiven Weg schlicht und ergreifend an allen Teilbereichen gearbeitet wird und man sich dadurch eine Verbesserung des Gesamtkonstrukts, in diesem Fall, der Handlungsschnelligkeit, erhofft.
Deduktiver Ansatz
Dem geschulten Trainerauge fällt wahrscheinlich auf, wenn ein Spieler nicht handlungsschnell ist. So manch ein Coach vermag – aufgrund seines Wissens und seiner Erfahrung – auch zu sagen, welche der einzelnen Fähigkeiten wirklich noch ausbaufähig sind. Ob solch eine subjektive Analyse des Trainers jedoch immer richtig ist bleibt zu bezweifeln. Auch eine Leistungsdiagnostik kann nur bedingt Abhilfe schaffen. Nur wenige Bausteine der komplexen Handlungsschnelligkeit können tatsächlich objektiv gemessen werden. Dazu würde hauptsächlich die (a)zyklische Bewegungsschnelligkeit zählen. Sei es wie es sei: Auf Basis der Beobachtung des Gesamtkonstrukts geht man zur Verbesserung eines oder mehrerer Bausteine über.
Ganzheitlicher Weg
Eine andere Herangehensweise wäre es, wenn man gar nicht erst versucht einzelne Fähigkeiten zu verbessern, sondern sich ausschließlich ums große Ganze kümmert. Bringe den Spieler immer wieder bewusst in entsprechende Situationen, in denen er maximal schnell handeln muss. Wenn man sich an die Vorgaben der Trainingslehre hält, was die Belastungsnormative betrifft, dann wird sich der Spieler voraussichtlich verbessern.
Zeit, Engagement & Knowhow als limitierende Faktoren
Wie soll man die Handlungsschnelligkeit denn nun trainieren? Oft entscheiden die Faktoren zeitliche Verfügbarkeit, Engagement der durchführenden Spieler, sowie fachliches Knowhow der (Spezial-)Trainer darüber. Der induktive Weg scheint langfristig offensichtlich zum gewünschten Ergebnis zu führen. Verbessere deine Schnelligkeit, sowie deine Wahrnehmung und alle anderen Teilbereiche und du hast ein gesteigertes Potential im Bereich der Handlungsschnelligkeit. Wenn ein Spieler mit diesem potentiell höheren Level nun durch passende fußballspezifische Situationen den Übertrag zur Handlungsschnelligkeit realisiert, dann hat man sein Ziel erreicht. Glückwunsch! Es stellt sich aber die Frage, welcher Fußballer diesen Weg überhaupt gehen kann. Wenn man sich im Jugend- und (ambitionierten) Amateurfußball befindet, bei dem man zumeist nur zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche zur Verfügung hat, dann lässt sich solch ein „extrahiertes“ Training meist nicht durchführen. Andere fußballspezifische Trainingsinhalte werden schlicht und ergreifend höher priorisiert. Man ergreift zwangsweise den ganzheitlichen Weg und verbessert Fußball durch Fußball. Dadurch ist auch gewährleistet, dass alle Facetten des Spiels trainiert und keine einzelnen Fähigkeiten vergessen werden. Der deduktive Ansatz erscheint, was den zeitlichen Aufwand betrifft, wie eine Art Zwischending. Auch im Jugend- und Amateurbereich findet sich vielleicht die Zeit, um eine spezifische Leistungsfähigkeit einzeln zu trainieren.
Hierbei ergibt sich aber ein anderes Problem. Wenn Spieler A seine Maximalkraft und Spieler B seine Wahrnehmung verbessern soll, wer macht nun wann was? Und wer führt das mit ihnen durch? Wenn man als Trainer einen Zeitraum festlegt, bei dem jeder Spieler an seinen Schwächen arbeiten soll, dann braucht es natürlich auch einiges an Manpower im Trainerteam. Die Durchführung, Beobachtung und das Coaching einzelner motorischer oder kognitiver Trainingsübungen verlangt entsprechend auch ein spezifisches Wissen und eine große Anzahl an Trainern. Die gesamte Trainingsplanung wird komplexer. Ein weiterer Punkt, der berücksichtigt werden muss ist die Motivation der Spieler. Sind meine Spieler bereit mit vollem Engagement an Fähigkeiten zu arbeiten, die vielleicht auch komplett ohne Ball stattfinden und ggf. auch mal richtig anstrengend sein können. Hier gilt es seine Spieler zu kennen, deren Leistungsniveau und den Grad der Motivation gut einschätzen zu können.
Wenn man hingegen nicht vom Jugend- und Amateur-, sondern vom Profibereich ausgeht, dann muss das ganze Szenario anders betrachtet werden. Die Zeit ist hier nicht der limitierende Faktor. Die Spieler stehen mehr oder weniger immer zur Verfügung. In diesem Bereich sind die Belastungen jedoch oftmals so hoch, dass die Handlungsschnelligkeit nicht noch weiter durch reines Fußballspielen, bzw. fußballspezifische Übungen verbessert werden sollte. Im Sinne der Belastungssteuerung muss auf andere Trainingsmethoden zurückgegriffen werden. Methoden, die andere Energiebereitstellungssysteme beanspruchen, oder auch vollständig ohne körperliche Belastung durchführbar sind.
Es wird klar, dass die methodische Herangehensweise zumeist von unterschiedlichen Faktoren limitiert wird. Je nach zeitlicher Verfügbarkeit, Spezialwissen, Manpower, Leistungsniveau und Engagement der Spieler kann und muss die Entscheidung des Trainers unterschiedlich ausfallen.
Take-Home-Message: Was beim Training der Handlungsschnelligkeit noch berücksichtigt werden sollte
Zum Abschluss wollen wir die Inhalte unseres Beitrags nochmal zusammenfassen und auf den realen Spiel- und Trainingsalltag ummünzen. Dafür möchten wir noch ein paar Zahlen und Fakten des Spiels anführen. Ein Profifußballer hat während eines Spiels durchschnittlich:
- ca. 1.400 unterschiedliche Aktionen
- 50-60 Ballaktionen
- ca. 1,0sec Ballbesitz pro Ballaktion
- den Ball somit in etwa für 180-200m am Fuß
- bei einer durchschnittlichen Gesamtlaufstrecke von 10-12km
Natürlich sind diese Werte von Spiel zu Spiel und Position zu Position etwas unterschiedlich. Aber worauf wollen wir hinaus? Handlungsschnelligkeit braucht man nicht nur bei einer Ballaktion. Die meisten handlungsschnellen Aktionen finden im Fußball ohne Ball statt (ca. 95%). Entsprechend sollte man im Trainingsalltag darauf achten, dass diese komplexe Fähigkeit auch adäquat trainiert wird. Es reicht nicht, wenn man nur extrahiert einzelne Fähigkeiten schult. Es reicht auch nicht, wenn man die Handlungsschnelligkeit nur durch Ballaktionen, wie beispielsweise in einer ausgeklügelten Passspielform trainiert.
Wir fassen zusammen:
- Die Handlungsschnelligkeit ist sehr komplex und ergibt sich aus einer Vielzahl von einzelnen Fähigkeiten UND einer großen Erfahrung
- Handlungsschnelligkeit wird nicht nur in der eigenen Ballaktion benötigt. Die meisten handlungsschnellen Aktionen finden ohne Ball statt
- Das Potential der eigenen Handlungsschnelligkeit wird erhöht, wenn einzelne Fähigkeiten (wie z.B. die Sprintschnelligkeit) verbessert werden.
- Eine Leistungsdiagnostik, sowie ein geschultes (Trainer-)Auge können bei der Identifizierung von Schwächen helfen, wodurch gezielt an einer bestimmten Teilfähigkeit gearbeitet werden kann.
- Da die Handlungsschnelligkeit extrem auf Erfahrung beruht macht es Sinn, den Spieler so oft es geht in eine entsprechende Situation zu bringen. Fußballspielen durch Fußballspielen verbessern.
- Ein gutes Coaching direkt nach einer Aktion, sowie Feedback und Kritik im Anschluss an die Trainingseinheit hilft dem Spieler, um künftig die richtige Entscheidung (und damit Handlung) schneller zu treffen.
- Klare Anweisungen helfen dem Spieler, um schnell und sicher zu agieren. Eine klare Spielphilosophie, verinnerlichte Spielprinzipien und ein eindeutiger Matchplan, bzw. taktische Vorgaben helfen dabei.
- Der Spieler muss permanent dazu aufgefordert werden, die eigenen Aktionen (mit und ohne Ball) selbst zu reflektieren.
Du willst noch mehr Input zur Handlungsschnelligkeit?
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